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Impfen gegen das Coronavirus: Vordrängler sollten bestraft werden

Bei der Impfkampagne gegen das Coronavirus wird in Deutschland getrickst. Die Politik redet sie den massiven Vertrauensverlust als Einzelfälle klein. Damit muss Schluss sein, fordert unsere Autorin.

Der Impfstoff gegen das Coronavirus bleibt in Deutschland knapp. | © picture alliance

Der Impfstoff gegen das Coronavirus bleibt in Deutschland knapp. | © picture alliance

08.02.2021 | 08.02.2021, 20:37

Sie kosten pro Dosis nur 1,78 Euro bis 14,70 Euro, trotzdem gilt der Impfstoff gegen das Coronavirus als flüssiges Gold. Denn ohne die Immunisierung großer Teile der Bevölkerung ist an ein Ende der Pandemie nicht einmal zu denken. Doch noch ist der Impfstoff in Deutschland knapp, weshalb aktuell ausschließlich Menschen geimpft werden, die aufgrund ihres Alters, Vorerkrankungen oder Berufs einem sehr hohen Risiko ausgesetzt sind.

Diese Impfreihenfolge verfolgt das Ziel, möglichst viele weitere Todesopfer durch die Pandemie zu verhindern. Umso niederträchtiger ist das Verhalten von Menschen, die sich entgegen dieser Reihenfolge Impfungen erschleichen.

Beim Impfen gegen das Coronavirus wird auch in Deutschland getrickst. Auffällig dabei: Bei den meisten Vordränglern handelt es sich um Politiker, Funktionäre, Klinikchefs und andere Menschen, die sich in dem System auskennen und wissen, wann und wo sie sein müssen, um von überschüssigen Impfstoffdosen in Altenheimen profitieren zu können. Danach heißt es dann stets: Wären wir und unsere Ehepartner nicht geimpft worden, hätte der Impfstoff vernichtet werden müssen. Sie verkaufen sich als selbstlose Impfstoffretter, während in Kliniken sogar auf Intensivstationen noch Personal auf Impfstoff wartet.

Jeder Fall kostet Vertrauen und schadet der Impfbereitschaft

Richtig ist, dass keine einzige Dosis dieses raren Guts verschwendet werden sollte. Überschüssige Impfdosen dürfen auch weiterhin in keinem Fall vernichtet werden. Doch dafür muss es eindeutige, bundesweit geltende Regeln geben – ohne Schlupflöcher. Wenn es möglich ist, klare Impfkriterien zu schaffen, dann ist es auch möglich, ein verbindliches Verfahren mit offiziellen Wartelisten zu entwickeln, damit von überschüssigen Impfdosen die profitieren, die sie am dringendsten benötigen.

Allein in NRW gibt es noch Tausende Menschen in der ersten Prioritätengruppe, die noch nicht geimpft wurden. Und noch einfacher ist es zu verhindern, dass Altenheime oder andere Einrichtungen mehr Impfstoff bestellen, als sie benötigen. So könnte die Politik Missbrauch verhindern, doch anstatt endlich Vorgaben zu schaffen und das verachtenswerte Verhalten von Amtsträgern und anderen öffentlich anzuprangern, spricht die Politik unisono von Einzelfällen.

Dabei ist es nicht entscheidend, wie viele Menschen sich so schändlich verhalten, da jeder Fall Vertrauen kostet und letztlich der Impfbereitschaft schadet. Deshalb muss jeder Missbrauch streng sanktioniert werden. Doch auch davon ist aus der Politik nichts zu hören, weshalb die Zahl der Impfvordrängler weiter steigen wird. Sie haben bis auf eine kurze öffentliche Empörungswelle ja auch nichts zu befürchten.

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