Hase und Krise
Das Projekt „Hase und Krise“ aus dem „Projektwettbewerb: Innovatives Studium“ wird durch das zentrale Studierendenvorschlagsbudget 2021/22 (SVB) gefördert und beschäftigt sich mit dem kritischen und politischen Bewusstsein der Studierenden der Universität Freiburg. Unter der Annahme, dass kritische Kontroversen und politisches Engagement wesentliche Komponenten für die gesellschaftliche Relevanz von universitärer Bildung darstellen, möchten wir hemmende und fördernde Faktoren für diese zwei Aspekte erforschen.
„Hase und Krise“ heißt das Projekt aufgrund unserer Vermutung, dass die während der Corona-Pandemie schonungslos sichtbar gewordenen Schwächen des Bildungssystems bereits davor existierten, die Krise, der Igel, war also schon da. Zu diesen Schwächen gehören:
- eine stromlinienförmige Lehre ohne Muße der gesellschaftlichen Einbettung der Fragen des Lernprogramms,
- (auch hierdurch) eine Unsichtbarkeit der Studierenden in unterschiedlichen (Präsenz-) Formaten des Studiums sowie
- ein kaum ausgebildetes Studierendeninteresse an der Beteiligung in Veranstaltungen und an politischen Kontroversen in universitären Kontexten.
Genau diesen Zustand der Passivität möchte auch ein weiteres Projekt am LSH, „JUKOL – kollaboratives digitales Lernen“, untersuchen, um herauszufinden, ob und wie kollaborative digitale Lernformate gelingen können. Beide Projekte ergänzen und befruchten sich also gegenseitig.
Aber was könnten die Gründe für eine derartige Situationsbeschreibung sein? Liegt es daran, dass wir es mittlerweile tatsächlich mit einem teilweise so apostrophierten „Unternehmen Universität“ zu tun haben, das auch entsprechend organisiert ist, liegt es an den Studieninhalten oder an den für die Lehrenden und Lernenden als erstrebenswert titulierten Zielen?
Immerhin werden diese Entwicklungen nicht bedingungslos akzeptiert. Widerständige Kampagnen wie „Ich bin Hanna“ oder die Gründung von Hochschulgewerkschaften versuchen ihren Forderungen in universitären und öffentlichen Diskursen Gehör zu verschaffen. Aber sie scheinen bislang nicht die breite Masse der Studierenden zu erreichen. Diese sind zwar nicht etwa apolitisch oder gesellschaftlich desinteressiert, sie agieren aber außerhalb der Universität.
Wir möchten nach einer Analyse der Gegebenheiten einschließlich ihrer Entwicklung bis heute ein Gegenkonzept zur bisherigen Ausgestaltung der Universität entwickeln, das die Studierenden einlädt, an Forschung und Lehre teilzunehmen und diese mitzugestalten. Sie muss aber so ausgestaltet werden, dass es nicht nur bei einer Einladung bleibt, sondern diese auch angenommen wird. Nicht weil man muss, sondern weil man will.