28.08.2019


Alles In bester Ordnung

Während die Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung ein Fragezeichen setzt, startet die Reportage in der Printversion mit einer entsprechenden Aussage: In bester Ordnung. So ganz genau scheint man es also nicht zu wissen, wie es um Freiburg als die Kriminalitätshochburg Baden-Württembergs bestellt ist, insbesondere nach einigen gravierenden Verbrechen in der letzten Zeit. 

Renate Meinhof von der Süddeutschen Zeitung spürt dieser Unsicherheit in der Stadt nach – und erhält ganz unterschiedliche Antworten. So sah sich die Polizei veranlasst, gleich einen „bunten Strauß an Delikten“ ins Visier zu nehmen, „um die Lage zu beruhigen […] und das Sicherheitsempfinden wieder zu stärken“. Und für OB Horn „macht unter dem reinen Sicherheitsaspekt“ das ganze Portfolio Sinn, was er auch immer darunter versteht.

Ansonsten stößt man auf die geradezu typischen Irrationalitäten, wenn etwas Schlimmes passiert ist: Man schafft erst einmal – ganz im Sinne der Überschrift – hektisch und ohne Verstand Ordnung, kümmert sich über den kommunalen Vollzugsdienst um nicht angeleinte Hunde und bekämpft das so bezeichnete Graffiti-Unwesen mit der ganzen Macht des Strafrechts. Genau das bemerkt Andreas Morath von der Bürgerinitiative Colombipark: „Die Sicherheit? Das ist doch nur ein Scheinargument, um aufzuräumen und Repressalien möglich zu machen.“

RH wiederum sieht bei einer differenzierten Analyse der Kriminalstatistik nach wie vor Normalität in Freiburg. Und trauert den vergleichsweise gewaltigen Summen nach, die in die Sicherheitspartnerschaft von Stadt und Land und damit im Wesentlichen in freiheitseinschränkende Symbolpolitik fließen: Pferdestaffeln werden aus Mannheim herangekarrt, die Polizei fährt mit Segways durch die Straßen, die Videoüberwachung im Bermudadreieck soll alles in bedrohlicher Weise in den Blick nehmen und die ausgerufenen gefährlichen Orte ermöglichen eine Kontrollmöglichkeit ganz nach dem Vorverständnis der Polizei.

Es gibt Menschen, die das nicht in Ordnung finden. Und Renate Meinhof hat auch mit ihnen gesprochen.