02.05.2024


Wenig Einsatz, schlechte Laune

Hannah Bast, Professorin in Freiburg und anerkannte Kapazität auf dem Gebiet der angewandten Algorithmen, ist auch an der Lehre sehr interessiert. Und sie hadert mit den Evaluationen, auch wenn diese ihr grundsätzlich am Herzen liegen. Da ist sie nicht allein. Bast konstatiert in ihrem Kommentar in der BZ zunächst, dass man über Evaluationen in erster Linie messe, wie zufrieden die Studierenden gewesen seien. Es gebe Studien, die sogar in die Richtung einer inversen Proportionalität gingen: Je besser die Bewertung, desto geringer der Lerneffekt.

Kern ihres Anliegens ist ihre durch ein kleines Experiment abgesicherte Erkenntnis, wonach die sich weniger Mühe gebenden Studierenden die Veranstaltungen auch schlechter einschätzten. So bewerteten diejenigen Studierenden, die die fakultativen Übungsaufgaben bearbeiteten, die Veranstaltungen deutlich besser als die passiven Studierenden.

Sprengstoff erlangt ihre These über den Umstand, dass sie Parallelen zur Arbeit der Parteien sieht. Sie habe im Rahmen ihrer Tätigkeit als Sachverständige der Enquete-Kommission „Künstliche Intelligenz“ „Parteien an den Rändern“ (wir ergänzen: insb. die AfD) ausgemacht, die sich durch fehlende Informiertheit und einen Mangel an Mitarbeit ausgezeichnet hätten und stattdessen ihre Energien in Gegendarstellungen und Sondervoten investieren würden. Kurz gesagt: Die wenig Einsatz zeigenden Studierenden und Parteien erweisen sich als anstrengend.

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Ein paar Bemerkungen und Beobachtungen von meiner Seite: Die Beteiligungsrate an den an der Universität Freiburg nunmehr flächendeckend verpflichtenden Evaluationen ist durchweg extrem gering. Der Versuch von Kolleg:innen, die am Ende eines Semesters noch anwesenden Studierenden zum Ausfüllen während der Veranstaltung zu animieren, birgt das Potenzial von Verzerrungen. Das von Hannah Bast gezeichnete Bild wäre daher um die ganz überwiegende Mehrheit der Schweigenden zu ergänzen. Häufig ist gerade die von ihr als schwierig charakterisierte Klientel diejenige, die sich vergleichsweise häufig negativ zu Wort meldet.

Welche Hypothesen ließen sich zu diesen Studierenden formulieren? Erheben sie sich über das universitäre System und wissen alles besser? Fehlt ihnen das Vertrauen in die didaktische Lehrkompetenz, ohne sich zunächst einmal auf das jeweilige Konzept einzulassen? Kommen sie mit den Anforderungen nicht klar und haben im Ergebnis aufgegeben, ohne sich ihren Beitrag hieran einzugestehen? Sind es aus anderen Gründen Unzufriedene, die ihren Missmut auch insoweit destruktiv zum Ausdruck bringen?

Hannah Bast möchte akzeptieren, dass es Leute gibt, die viel meckern und wenig tun. Und sich auf die Studierenden konzentrieren, die sich Mühe geben.


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