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Vortragsreihe TACHELES
„Auschwitz vor Gericht – Fritz Bauer damals und heute“
Referent
Veranstaltungsbeschreibung
24. Juli 2014, 20 Uhr, Kollegiengebäude I – Raum 1098
Der Name des früheren hessischen Generalstaatsanwaltes Fritz Bauer ist seit der Erinnerung an den vor 50 Jahren begonnenen (Frankfurter) Auschwitzprozess wieder einer breiteren Öffentlichkeit in das Bewusstsein gelangt. Es war Fritz Bauer, der gegen alle Widerstände aus der politischen Klasse und vor allem auch der Justiz selbst die strafrechtliche Verfolgung gegen 22 Täter und vieltausendfache Mörder von Auschwitz auf den Weg gebracht hat, die bisher - 17 (!) Jahre nach Kriegsende - unbehelligt unter uns leben konnten.
Wer war dieser Fritz Bauer, der mit den Auschwitz-Prozessen den Deutschen ihr hässliches Spiegelbild vorhielt und das Wort Auschwitz mit aller Wucht ins saturierte Wohnzimmer verfrachtete?
Ronen Steinke schildert Leben und Werk des bis heute wohl für unsere Gesellschaft wirkungsvollsten Juristen. In seiner Lesung gab er vor etwa 100 Personen einen eindrucksvollen Einblick in das, was Fritz Bauer antrieb, und brachte dar, welchen Umständen er sich ausgesetzt sah.
Fritz Bauer hat eine faszinierende Geschichte: Sozialdemokrat, nach der Machtergreifung der Nazis 1933 ins Konzentrationslager verschleppt, Exil-Weggefährte Willy Brandts, Re-Migrant, der den Cheforganisator des Holocaust Adolf Eichmann vor Gericht gebracht hat.
Als Jurist war Fritz Bauer durch und durch davon überzeugt, dass das Strafrecht allein zu präventiven Zwecken eingesetzt werden sollte. Mit dem Auschwitzprozess wollte er daher „Geschichtsunterricht“ im Gerichtssaal betreiben. Den Deutschen sollte zum einen vor Augen geführt werden, dass die damaligen Täter nun mitten unter ihnen lebten, jeder also „einer von ihnen war“. Gleichzeitig hatte er mit den Angeklagten einen Querschnitt aus Tätern ausgewählt, der zeigen sollte, dass das System gerade nur durch das arbeitsteilige Zusammenwirken aller funktionierte und jeder von ihnen damit eine Mitverantwortung trug.
Um dem Vorwurf, es handele sich um ein persönliches Streben nach Vergeltung, zu entgehen, war Fritz Bauer seit Beginn der Auschwitz-Prozesse darum bemüht, seine jüdische Herkunft in den Hintergrund treten zu lassen. Darin zeigt sich, wie sehr der Prozess und die Lehren, die Deutschland daraus ziehen sollte, Fritz Bauer ein persönliches Anliegen waren, dem er alles andere unterordnete.
Kein anderer Jurist wird in dieser Zeit so heftig angefeindet und ausgegrenzt. Er beschreibt seine Zunft und das politische Klima in unserem Land mit den Worten: „Wenn ich mein Büro verlasse, betrete ich feindliches Ausland“.