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Vortragsreihe TACHELES
Gefährliche Orte – Gefährliche Suche: Der unredliche Aktionismus Freiburger Sicherheitspolitik
Referent
Veranstaltungsbeschreibung
14. Juni 2017, 20 Uhr c.t., Kollegiengebäude I – Raum 1098
Der Stühlinger Kirchplatz, der Colombipark und das „Bermudadreieck“ sind nahezu täglich Gegenstand der lokalen Medienberichterstattung über „Schlägereien“ oder „Raubüberfälle“. Auch die Freiburger Polizei will an diesen Orten sog. „Kriminalitätsschwerpunkte“ ausgemacht haben. Nach ihren Lagebildern ist dort ein erhöhtes Kriminalitätsaufkommen festzustellen und auch künftig zu erwarten.
Diese Einordnung hat erhebliche Auswirkungen für die polizeiliche Praxis und eben auch für uns: Anlasslose Identitätsfeststellungen sind in diesen Bereichen ebenso zulässig wie der Einsatz von Videoüberwachung.
Mit einem solchen Vorgehen geht die Freiburger Sicherheitspolitik davon aus, dass kriminelles Verhalten mit einem Raumausschnitt in Verbindung steht. Sie folgt damit der Logik der altehrwürdigen Kriminalgeographie.
Dies macht es nicht besser. Der Vortrag soll aufzeigen, wie eine kritische Kriminalgeographie als Kontrapunkt aussieht. Sie knüpft an den behaupteten Zusammenhang zwischen „Kriminalität“ und „Raum“ an und hinterfragt diese beiden Variablen: Haben wir es nicht auch hier mit konstruierten Begrifflichkeiten zu tun? Passt das Attribut „kriminell“ überhaupt zum Raum? Oder wird es nur funktionalisiert, um die polizeilichen Handlungsbefugnisse auf unsere Kosten zu erweitern?
Über diese konkreten Überlegungen stoßen wir auf die grundsätzliche Frage nach den Herausforderungen einer kritischen Wissenschaft. Sie stellt sich nicht nur in der Kriminologie, sondern etwa auch in der Psychologie oder Soziologie.
Und wir fragen uns: Handelt es sich bei diesen kritischen Ansätzen um eine schlichte Dekonstruktion herkömmlicher Sichtweisen oder steckt in ihnen auch ein positiver Kern? Sollte dies der Fall sein: Wie wäre dieser positive Kern zu beschreiben?