06.05.2004


"Krieg verwandelt Menschen in brutale Folterer"

so das Fazit des berühmten us-amerikanischen Psychologen Zimbardo, der zumindest Kriminologie-Interessierten bekannt sein müßte, in Bezug auf die Erkenntnisse über Mißhandlungen und Folter in den irakischen Gefängnissen. Diee Fälle, so Zimbardo, seien aber keine Einzelfälle, wie Bush behauptet, sondern struktureller Ausfluß von Krieg. "Das Fass des Krieges sei mit Essig gefüllt, dass gute Menschen in böse Menschen verwandelt". Diese Analyse ist nicht neu. Verbrechen der Wehrmacht, Holocaust, lateinamerikanische Diktaturen, überall das gleiche Bild: Ganz normale Menschen werden in bestimmten Situationen, die durch Anonymität, Entmenschlichung und Autoritätshörigkeit gekennzeichnet sind, zu Verbrechern und können nach ihren Taten wieder ohne Probleme sich in den Alltag integrieren. Zu diesen Situationen gehört nicht nur Krieg, sondern vor allem auch das Gefängnis. Erinnert sei an dem Film "Das Experiment", der auf eine Untersuchung von Zimbardo aufbaut; hingewiesen sei aber auch auf die neuen/alten Foltervorwürfe gegenüber Wärtern in deutschen Gefängnissen.
Was folgert aber daraus? Kriege ächten, ja sogar die Armeen abschaffen und andere Institutionen, die Machtmißbrauch und Unterdrückung ermöglichen? Oder hat Zimbardo gar nicht so recht? Bedarf es noch eines zusätzlichen Momentes? Wir würden uns über eine Diskussion über dieses alte und immer aktuelle kriminologische Problem freuen!