Institut für Kriminologie und Wirtschaftsstrafrecht
Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Freiburg

Digitale Hochschulbildung

JUKOL – kollaboratives digitales Lernen

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt unser auf drei Jahre angelegtes Forschungsprojekt „JUKOL – kollaboratives digitales Lernen“ im Rahmen der Ausschreibung „Digitale Hochschulbildung“, dritte Förderrichtlinie „Disziplin- und fachbezogene digitale Hochschulbildung“.

In den nächsten Jahren wollen wir uns zwei Fragestellungen widmen.

Erfolgsfaktoren für Wissenskooperationen in der digitalen Hochschulbildung

Im Rahmen des JUKOL-Projekts wollen wir zunächst untersuchen, wie kollaborative digitale Lernformate gelingen können, die nicht auf eine bloß passive Wissensvermittlung, sondern eine aktive Wissenskooperation mit und unter den Studierenden setzen. Was bedeutet das?

Auf der bereits entwickelten Lernplattform Jurcoach können Nutzende ohne Einschränkung nach Universität oder Semesterzahl schon vorhandene Lerninhalte sowohl bearbeiten als auch neue Lerninhalte generieren. Studierende befinden sich auf diese Weise nicht lediglich in der Rolle von passiv Konsumierenden, sondern werden zu aktiv Mitwirkenden.

Eine solche Wissenskooperation kann die Nachhaltigkeit von E-Learning-Plattformen sichern. Denn Online-Angebote, denen keinerlei Eigendynamik innewohnt und die erhebliche (Zeit-)Ressourcen verschlingen, werden häufig nach einer gewissen Zeit eingestellt. Ist jedoch für Studierende die Möglichkeit vorhanden, sich aktiv in die Gestaltung einer E-Learning-Plattform einzubringen, so wachsen die Lerninhalte zum Nutzen Aller.

Einschlägige Publikationen legen zudem nahe, dass Wissenskooperationen auch einen individuellen (Lern-)Vorteil bedeuten. 

Wir wollen versuchen, Auswirkungen der Beteiligung an Wissenskooperationen auf den Lernerfolg zu messen und herausfinden, ob sich aktiv Beteiligende in Prüfungsleistungen besser abschneiden.

Aufgrund dieser (vermuteten) Vorteile stellt sich die Frage, wie sich Wissenskooperationen in der digitalen Hochschulbildung erfolgreich realisieren lassen. Im Forschungsprojekt JUKOL gehen wir daher der Frage nach, wie sich motivationale Anreize zur Beteiligung setzen und Hemmschwellen (etwa ein sog. „Technikhabitus“) abbauen lassen.

Diesbezüglich gilt es, die Hintergründe der Studierenden – wie u.a. Geschlecht, soziale und geografische Herkunft und (körperliche) Einschränkungen – zu bedenken und zu fragen, ob sich daraus Effekte auf die aktive Nutzung ergeben. Das Ziel ist, eine möglichst uneingeschränkte Zugänglichkeit zu Jurcoach zu gewährleisten und Ableitungen für weitere Bereiche des E-Learnings zu entwickeln.

 

Erfolgsfaktoren für Online-Klausursimulationen in sprachbasierten Wissenschaften

Daneben soll der Frage nachgegangen werden, wie sich in der Rechtswissenschaft als einer sprachbasierten Wissenschaft Online-Klausursimulationen einrichten lassen, bei denen die Nutzerinnen und Nutzer ein unmittelbares Feedback zu ihren Eingaben erhalten. So ist beispielsweise in juristischen Falllösungen die Einhaltung des Gutachtenstils eine besondere Herausforderung für Studierende. Das bloße juristische Wissen bleibt letztlich wertlos, wenn dieses nicht in eine – auch sprachlich – angemessene Form gegossen werden kann. Wie sich die Einhaltung dieser (sprachlichen) Form und weitere inhaltliche Anforderungen an eine gute Klausur über ein Online-Modul trainieren lassen, soll im Rahmen der zweiten Fragestellung untersucht werden.

Wir gehen davon aus, dass sich die Erkenntnisse auf weitere sprachbasierte Wissenschaften – insbesondere Geistes- und Sozialwissenschaften – übertragen lassen.

 

Beantwortet werden Fragen wie ...

  • Inwiefern spielen Technikaffinität bzw. Technikhabitus eine Rolle bei der aktiven Beteiligung an Jurcoach bzw. der Gemeingüterproduktion im Netz?
  • Was lässt sich über die Motivation zur Kollaboration (im digitalen Raum) von Jura-Studierenden erfahren?
  • Wie lernen Jura-Studierende? Was motiviert sie?
  • Welche Rolle spielt Jurcoach für das Lernen von Jura-Studierenden?

Methodik

Das Forschungsdesign sieht einen Mixed Method-Ansatz vor mit …

  • einer standardisierten bundesweiten Online-Befragung von Jurastudierenden aus unterschiedlichen Studienorten und Semestern, um anhand ausgewählter Modelle Lernstrategien, -motivation und -typen bestimmen zu können und den Zusammenhang zwischen diesen Kategorisierungen und Technikaffinität, Persönlichkeitsmerkmalen und der Nutzung digitaler Lernmedien von Jurastudierenden zu untersuchen sowie
  • einer standardisierten Online-Befragung von Freiburger Jurastudierenden aus den strafrechtlichen Übungen, um den Einfluss der (aktiven) Nutzung der strafrechtlichen Lernplattform Jurcoach und anderer Lernressourcen auf den Lernerfolg der Studierenden zu untersuchen, und
  • einer qualitativen Interviewstudie, bei der verschiedene Jurastudierende aus Freiburg und anderen Städten über ihre Lernmethoden und -motivation, sowie die Nutzung digitaler Medien zum Lernen und Zusammenarbeit mit Kommiliton:innen erzählen.

Dabei beziehen wir uns auf bestehende Ansätze aus der Lehr-Lern-Forschung.

Zur Befragung werden Studierende über die jeweiligen Studiendekanate und Jura-Fachschaften der verschiedenen juristischen Fachbereiche/Fakultäten in Deutschland eingeladen. Die Einladung zur Teilnahme an Einzelinterviews erfolgt über Freiburger Lehrveranstaltungen, universitäre Mailverteiler und den Instagram-Account von Jurcoach.

Alle im Projekt erhobenen Daten werden anonym gespeichert, verarbeitet und ausschließlich für Forschungs- und Lehrzwecke verwendet. Die Daten verbleiben beim Institut für Kriminologie und Wirtschaftsstrafrecht der Universität Freiburg. Eine Datenweitergabe findet nicht statt.