08.12.2016


Die Presse (ist) verwirrt

Zunächst einmal stellen wir klar: Die Badische Zeitung zählt nicht zu den Verwirrten. Sie arbeitet Hand in Hand mit Stadt und Polizei. Und wenn es einmal nicht um Mord geht, dann macht sie es im Wege der Hofberichterstattung Christian Streich und seinen SC-Spielern recht. Der jüngste Fahndungserfolg ist somit auch ein Erfolg der Badischen Zeitung. Sie sieht sich als eine Art weiterer Pressesprecher oder auch verlängerten Arm von Polizeipräsident Rotzinger. Sobald Kritik an den Medien aufbrandet, weiß sich die Badische Zeitung zu verteidigen: Sie habe alles richtig gemacht. Und sie zeichnet dies ebenso unaufgeregt wir selbstgefällig noch einmal nach .

Andere Medien hingegen machen Fehler und zerfleischen sich gegenseitig: Tagesschau und heute werden angeherrscht, sie hätten gefälligst die Freiburger Fahndungserfolge zu vermelden. Ansonsten spiele man der AfD und dem Vorwurf der Lügenpresse in die Karten . Die Angegriffenen wiederum verteidigen sich vehement und wortreich, um dann doch einzuknicken .Nur die Titanic zeigt sich nahezu standhaft.

Jetzt ist es an der Zeit, dass jedenfalls wir uns verwirrt zeigen: Wir wussten dann doch nicht, dass es ein bestimmtes Pflichtenheft für unsere Medien gibt. Der Reflex der Erklärung oder Entschuldigung, warum man sich für einen bestimmten Weg bei der (Nicht-)Berichterstattung entschieden hat, deutet jedenfalls eindeutig in diese Richtung. Und so gewinnt man den Eindruck, auch in Deutschland sei die Presse wieder zu einem willfährigen Organ des Staates mutiert. Das Groteske: Sie findet offensichtlich Spaß an einer solchen Rolle und definiert den Grad der Botmäßigkeit als ein Qualitätsmerkmal.

Die Badische Zeitung hat allen Grund, weiterhin die Nase ganz weit oben zu haben: Es gibt kaum ein Thema, bei dem sie den Zeitgeist der Mächtigen nicht geradezu perfekt trifft und von diesen deswegen gütig getätschelt wird. Auch beim nächsten Mal wird es wieder die Möglichkeit geben, privilegiert berichten zu dürfen.