Der Artikel
Freiburg jetzt mit eigenem Kriminalitätsbrennpunkt
Einst bezeichnete man den Stühlinger Kirchplatz als rechtsfreien Raum - und erschauderte. Aber die Stadt lässt nicht locker, nachdem eigentlich über Monate dort nicht mehr passierte als an jedem anderen Ort der Kommunikation und der Differenz: Es wurde gelacht, diskutiert, gestritten und manchmal geschah etwas, was unter das Strafgesetzbuch fiel - so wie in jeder Gründerzeitvilla der Wiehre eben auch. Nunmehr soll der Stühlinger Kirchlplatz das Label eines Kriminalitätsbrennpunktes erhalten, an dem verdachtsunabhängige Personenfeststellungen vorgenommen werden können.
Roland Hefendehl geht in dem mit Fabian Kienert von Radio Dreyeckland geführten Interview der Frage nach, was das nun wieder soll: Auf der Grundlage welcher Erkenntnisse möchte man den Stühlinger Kirchplatz nun offensichtlich endgültig leerfegen, was tatsächlich - dies sei der Fairness halber gesagt - dem Delinquenzrisiko den Garaus machen würde? Um welche Idee der Sicherheit geht es dabei? Hat man nicht längst den Gedanken verworfen, sich lediglich um deviante Verhaltensweisen zu kümmern, und strebt nach mehr, nämlich der Herstellung einer erwünschten Homogenität durch Ausschluss und Verstärkung staatlicher Kontrolle? Hat man damit endgültig die Idee einer Stadt zu Grabe getragen?
Roland Hefendehl hegt diese finsteren Gedanken: Der gefährliche Täter, der Fremde, erhalte den gefährlichen Ort als kongenialen Partner. Und das Schlimme: Die Polizei werde natürlich ihre Thesen bestätigen, wenn sie nach Delinquenz suche. Denn diese ist eben überall. Man findet sie dort, wo man sucht.