17.07.2009


Sozialpädagogische Menschenrechtsverletzungen

Gemeinschaftsideologien aus den 1970er Jahren seien für die verheerenden Zustände in den deutschen Gefängnissen mitverantwortlich. So lautet der Tenor des Beitrags, der offensichlich von einem Ghostwriter des sächsischen Justizministers Mackenroth für Telepolis verfasst worden ist. Die Möglichkeiten unmittelbarer sozialer und körperlicher Kontakte in den Gefängnissen führten zu Gewalt, Hierarchien und Unterwerfungen. In den Gefängnissen, in dene sich nicht nur Soziologiestudenten, sondern auch Soziopathen und gerichtlich zertifizierte Gewaltexperten befänden, würde Fachwissen ausgetauscht, die aus Kriminellen erst Schwerkriminelle machten.

Eine grandiose Analyse der gesellschaftlichen Realität, für die wir unheimlich dankbar sind. Die Folgerungen hieraus sind schnell gezogen: Her mit den Einzelzellen und Schluss mit der naiven 70er-Jahre-Idee des Umschlusses. Hierdurch wird mit Sicherheit - so dürfen wir ergänzen - das Strafvollzugsziel der Resozialisierung geradezu perfekt in die Wege geleitet. Dass außerhalb des Strafvollzugs dann doch noch Kontakt mit Menschen (sogar mit solchen, die keine Soziologiestudenten sind) unvermeidlich sein dürfte, halten wir für einen Schönheitsfehler. Könnten die Gefangenen nicht einfach noch ein bisschen länger drinnen bleiben?