16.07.2012


Wer einmal einen Mercedes fuhr ...

der steigt nicht mehr in einen Fiat 500 um. Damit wir uns recht verstehen: Es geht hier um die S-Klasse oder eben auch FRIAS, diejenige Forschungseinrichtung, die laut FRIAS-Beirat in der Welt in einem Atemzug mit Princeton genannt wurde. Und daher wird und muss es mit FRIAS weitergehen, weil man sich eben an den Luxus (die Exzellenz) gewöhnt hat.

Dass das Zukunftskonzept mit dem Kernelement FRIAS der Universität Freiburg scheiterte, wird seitens des genannten Beirats nur mit Kopfschütteln bewertet: "Wenn man ein Zukunftskonzept auf Grundthemen wie Top-Lehre, Top-Forschung, Offenheit für Wissenschaft oder internationale Sichtbarkeit baut und man damit keinen Erfolg hat, dann weiß ich nicht genau, was ein Zukunftskonzept sein soll."

Nun, wir wissen es auch nicht, aber wir sind bereit, einmal ein wenig an diesen Schlagworten zu kratzen, die nicht mehr als billige Platzhalter für Inhalte sind. Und während die Universitätsleitung nach wie vor auf auf die schriftliche Begründung für die Ablehnung des Freiburger Zukunftskonzepts wartet, auf dass sich langsam alles beruhigt und dann endlich weitergehen kann, setzen wir der auch in dieser Beirats-Stellungnahme zum Ausdruck kommenden Selbstzufriedenheit und Kritiklosigkeit die folgenden fünf Thesen entgegen:

1. Ein Konzept für die Zukunft muss Neugierde und Offenheit gegenüber nicht prognostizierbaren Entwicklungen beinhalten. Wer für die Zukunft lediglich auf die Befreiung von als lästig Empfundenem wie der Lehre setzt, lässt sich nicht auf die Zukunft ein, sondern verharrt in der Vergangenheit.

2. Gute Forschung ist keine Importware, sondern das Ergebnis engagierter Teams, die auch die Methoden ihrer Vorgehensweise entwickelt bzw. verinnerlicht haben. Wer meint, Impulse von außen wären der maßgebliche Faktor, verkennt die Interaktionsstrukturen bereits der Gegenwart.

3. Auch die Zukunft der Lehre ist ein in hohem Maße interdisziplinärer, dynamischer Prozess. Wer gegenwärtige und offenkundige Defizite angeht, wird reparierend tätig, lässt sich aber nicht auf die Zukunft ein.

4. Wer ein Zukunftskonzept durch eine immer schlanker gewordene Universitätsspitze ausarbeiten lässt und über Trabanten nach unten durchsteckt, verzichtet auf Impulse ehemals Gleicher und erachtet vordergründige Effizienzgesichtspunkte für wichtiger als eine offene, mitunter konfrontative Diskussion.

5. Selbst die Präsentation eines Zukunftskonzepts ist ein dynamischer Vorgang. Wer lediglich Laufwege einstudiert, sich in Rhetorik trainiert und Fehler zu vermeiden trachtet, verliert die notwendige Offenheit, um auf Impulse und Fragen der Gutachtenden eingehen zu können.