Zollitsch schweigt aus Respekt - uns fehlt er
Strafrechtskollege Marco Mansdörfer ist anscheinend Sprecher des früheren Erzbischofs Zollitsch und bekundet: "Aus Rücksicht auf die Betroffenen von sexualisierter Gewalt und aus Respekt vor einer notwendigen und vollständigen Aufarbeitung hat der Alt-Erzbischof von Freiburg sich Schweigen auferlegt."
https://strafrecht-online.org/bz-zollitsch-schweigt
Die Wahl eines Strafrechtswissenschaftlers als Sprecher scheint uns nach den bisherigen Erkenntnissen ganz gut gelungen, der Rest leider nicht. Die Aussagefreiheit, nach der niemand gezwungen werden darf, gegen sich selbst als Zeuge auszusagen oder sich schuldig zu bekennen, ist im Persönlichkeitsrecht und dem Rechtsstaatsprinzip verankert, hat also Verfassungsrang. Zollitsch mag sich hierauf berufen, wenn er entsprechenden Anlass zur Sorge hat. Mansdörfer wird ihn entsprechend beraten.
Wenn Zollitsch nun aber aus Rücksicht auf die Betroffenen und aus Respekt vor einer notwendigen und vollständigen Aufarbeitung schweigen will, so verkennt er zum wiederholten Mal zweierlei: Die Betroffenen sehnen sich erstens danach, dass ihrem Leid endlich Gehör verschafft wird und sich die Verursacher hierzu bekennen. Hierfür sind mehrere Varianten denkbar, nur eine eben nicht: weiterhin zu schweigen. Und wir fragen uns zweitens: Wie lange möchte Zollitsch denn bitte noch warten? Bis er gestorben ist vielleicht? Liegt es nicht auch an ihn und seinen Weggefährten, dass die Aufarbeitung so schleppend erfolgte?
Unser Rat an Zollitsch: Schweigen Sie meinetwegen, wenn Sie sich schützen wollen. Aber verbrämen Sie das Schweigen nicht ein weiteres Mal in dem Sinne, dass Sie anderen etwas Gutes tun wollen und eigentlich nichts mit den Vorwürfen zu tun haben.
Kommentar abgeben