26.04.2024


Auf die Schnelle gesagt

Die Veröffentlichung der Polizeilichen Kriminalstatistik ist ein Fest für populistische Phrasendrescher. Und weil eine solche Zeremonie sich Jahr für Jahr wiederholt, haben diese Phrasendrescher in ihrem Sortiment natürlich die eine oder andere gut abgehangene steile These parat, um auf keinen Fall ihr Hirn anschmeißen zu müssen, sollte es denn vorhanden sein.

Freiburg sei wieder die kriminellste Stadt in Baden-Württemberg? Die Sicherheitspartnerschaft mit dem Land gelte es weiter zu stärken und damit die Videoüberwachung auszubauen. Die unverantwortliche Reduzierung des kommunalen Vollzugsdienstes sei schleunigst zu revidieren (so unser Schauermärchenerzähler vor dem Herrn Joachim Röderer von der BZ). Messerverbotszonen seien auch in Freiburg einzuführen.

https://strafrecht-online.org/swr-pks-2024

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Innenminister Thomas Strobl wiederum hat natürlich gleichfalls eine süffige Erklärung für die „durch die Decke gehenden“ Kriminalitätszahlen im Südwesten zur Hand: Migration und Inflation seien hierfür verantwortlich.

https://strafrecht-online.org/bz-strobl-kriminalitaet [kostenlose Registrierung]

Voller Begeisterung lassen wir das Netz nach Worten durchscannen, die mit „-ion“ enden. Geht da nicht mehr? Aber sicher doch, 10.265 Wörter sollen es sein. Depression über diese Aussagen würde schon ganz gut passen, vielleicht auch Manipulation. Ein wenig verschreckt werfen wir zudem Integration und Deeskalation in die Debatte.

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Vielleicht muss man aber gegenüber derartigen Phrasendreschern sogar ein wenig Nachsicht üben, solange auch in der Wissenschaft mit geradezu unbändigem Eifer noch immer gefragt wird: „Warum werden manche Menschen kriminell?“

https://strafrecht-online.org/bz-ursachen [kostenpflichtig bzw. Uninetz]

Auf der Suche nach den Ursachen machen „Freiburger Wissenschaftler“ zwei große Denkansätze aus: Persönlichkeitsorientierte Sichtweisen, die RH in seiner Vorlesung sehr schnell hinter sich zu lassen sucht, und einen zweiten Denkansatz, der die Umstände des Aufwachsens und der sozialen Umgebung als Ursachen für Kriminalität in den Blick nimmt. Weil dann aber alles mit dem Spielzeug der virtuellen Realität kompatibel gemacht werden soll, konzentriert man sich dann doch lieber auf die Person, um dieser abweichendes Verhalten madig zu machen statt ihre Lebensumstände zu verbessern.

Gab es da nicht noch einen dritten „Denkansatz“, fragt sich RH grüblerisch. Einen solchen, über den sich überproportional viele Verdachtsfälle von ethnischen Minderheiten zugehörigen Personen ebenso erklären ließen wie die gleichfalls durch die Decke gehenden Verdachtsfälle gegenüber der so bezeichneten Obrigkeit. Gibt es, wir sprechen von Zuschreibungen von Kriminalität durch die Mächtigen und damit Etikettierungsansätzen.

Die hieraus abzuleitenden Folgerungen wären freilich ganz andere als diejenigen, „illegale Migranten auch bei einem Asylgesuch an den Grenzen Deutschlands zurückzuweisen“.

Vgl. auch den Tagesthemen-Meinungsbeitrag des ehemaligen akj-Mitglieds Georg Restle:

https://strafrecht-online.org/tagesthemen-restle [ab 11:49 min.]


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