26.08.2024


Empörung um die Erbse

Joachim Röderer, oder Baby Schimmerlos der Provinz, wie wir ihn liebevoll nennen, ist einem neuen Skandal auf der Spur. Und er ist so brisant, dass er sich gleich einmal der Unterstützung seiner Frau Alexandra Röderer versichert hat. Worum geht es? Aktivist:innen – in der BZ sind es selbstverständlich Aktivisten – des „Anti-Luxus-Kollektivs“ haben mithilfe einer Erbse aus den Autoreifen von 160 SUV die Luft entweichen lassen. Nur wenige Stunden später sind es bereits 200 betroffene Fahrzeuge geworden, die Inflation eben. Die Polizei ist natürlich umgehend informiert worden und mit FDP-Stadtrat Sascha Fiek gleich ein perfekt geeigneter empörter Bürger ausgemacht. Er sieht als Inhaber einer Fahrschule seinen Beruf mit Füßen getreten, „Menschen zu verantwortungsvollen und umweltbewussten Kraftfahrern auszubilden“.

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Und sogleich sind wie bei den Klimakleber:innen die Horrorbilder am Start: Was wäre, wenn ein (in unseren Augen nicht ganz so verantwortungsvoller) Betroffener losgebrettert wäre, ohne sich ein wenig zu wundern? Für diejenigen, die wie RH noch nie einen SUV fuhren: Wie würde es sich anfühlen, ohne Luft im Fahrradreifen loszufahren? Was wäre wohl bei einem Notfall passiert, wenn wie bei Rosendorfers Großem Solo für Anton plötzlich alle Mitmenschen verschwunden wären? Oder wie hätte sich die Situation dargestellt, wenn sich das Klima vom Acker gemacht hätte?

Nun gut, die letzte Frage stellte sich dem Ehepaar Röderer nun nicht gerade, damit hat es noch ein wenig Zeit. Erst einmal geht es um die Erbse.

Und auch der nur einen Tag später ins Rennen geschickte BZ-Redakteur Michael Saurer nimmt sich den Intentionen für diese Aktion zivilen Ungehorsams eher griesgrämig an und thematisiert lieber ausführlich, dass mitunter nicht nur die Fahrzeug-Oberklasse Opfer der hinterhältigen Attacke wurde und hilfsbedürftige Menschen hätten Schaden nehmen können. Der Konjunktiv ist hier schon ganz richtig gewählt. Beim Klima geht es übrigens um den Indikativ. Saurers Interesse gilt ganz offensichtlich der bei allen Aktionen zivilen Ungehorsams mit einer intendierten Wirkung in der Öffentlichkeit nicht zu verhindernden kleinen Streubreite der Aktion, ohne sich des Antriebs für diese differenziert nähern zu wollen.

135 überwiegend empörte Kommentare in der Badischen Zeitung werden ihm Beweis genug sein, wie sehr das Freiburger Bürgertum unter dieser Attacke gelitten hat. So wie der Farbanschlag auf die UB oder die paar Minuten des Innehaltens an der Kronenbrücke noch immer klaffende Wunden hinterlassen haben werden.

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Aber es geht doch sicherlich noch mehr. Und so will Michael Saurer von den Freiburger Strafrechtslehrern wissen, welche Straftatbestände hier erfüllt worden seien: Sachbeschädigung, Nötigung und was es sonst halt noch so alles gebe.

RH ist über diese Fragen nicht sonderlich erfreut und weist Michael Saurer darauf hin, er möge doch eine Juristin bei der BZ oder ChatGPT befragen, hier würden diese weltbewegenden Fragen gar trefflich beantwortet. Er stehe hierfür nicht zur Verfügung. Michael Saurer lässt dies nicht auf sich sitzen und bemüht das Bild der Universität als Elfenbeinturm, den er schließlich mit seinen Steuern finanziere. In den USA sei dies ganz anders.

RH schenkt ihm ein Bild zurück, nämlich das eines politisch-publizistischen Verstärkerkreislaufs, der sich einen Kehricht um Störvariablen kümmert, wozu gerade der zivile Ungehorsam zählt. Schade, dass die BZ nicht die Public Climate School just in den Tagen des Erbsenskandals interessierte, in deren Rahmen sich RH mit der Rolle des Strafrechts bei der Klimakatastrophe befasste.

Und leider griff dann doch die Regio-Gazette nicht mehr die Frage auf, welche Straftatbestände so alles erfüllt waren. Wir lugen mal schüchtern hinter der Gardine unseres Mansardenzimmers im Elfenbeinturm hervor und flüstern Baby Schimmerlos der Provinz und Michael Saurer verschwörerisch zu: Es könnte auch versuchter Mord gewesen sein. Wäre das nicht eine Wahnsinns-Story?


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