Der Artikel
Frag doch mal den Thinktank
Meinetwegen, hat die Maus heute frei? Thinktanks sind wie der Igel all da, wenn in den beiden großen alten Schlachtschiffen der Nachrichtensendungen, den Tagesthemen und dem heute-journal, Not am Mann ist. Bleiben wir in der Terminologie ruhig einmal kriegerisch und männlich, es passt in unsere Zeit und mit einem tank verbinden wir doch eh in erster Linie den Panzer.
Bei einem Thinktank handelt es sich allerdings nicht um dieses Kriegsgerät, sondern um eine Denkfabrik. Die historische Genese des Begriffs katapultiert uns freilich wieder schnurstracks in den militärischen Kontext: Er entwickelte sich im Zweiten Weltkrieg und umschrieb einen abhörsicheren Ort (tank), an dem Fachleute militärische Strategien entwickelten (think).
Vor diesem Hintergrund mutet es geradezu kurios an, dass sich die Expert:innen nunmehr machtvoll in der Öffentlichkeit eingenistet haben und mit ihren Ansichten nicht hinter dem Berg halten. Der Ukrainekrieg ist gegenwärtig ein treffendes Beispiel hierfür.
Andreas Bernard beschreibt in seinem inspirierenden SZ-Beitrag, wie sich dieses Paradox häufig auch in den Selbstbeschreibungen der Thinktanks wiederfinde: So sollen im vertraulichen Rahmen Ideen durchgespielt, diese dann aber sogleich der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
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Was aber nach wie vor hermetisch abgeschottet bleibt, ist bei solchen Öffentlichkeitsauftritten das Selbstverständnis der jeweiligen Thinktanks, deren Finanzierung und das Fundament der Expertise. Das Siegel „Thinktank“ ist Ausweis der Güte genug. Häufig wüsste man freilich gerne ein wenig genauer, woraus sich die stets mit Selbstbewusstsein vorgetragenen Thesen speisen, die manchmal eher an Stratego erinnern und nach Bernard zudem eine populistische Kritik befeuern.
Aber warum nur bedarf es dieser Thinktanks überhaupt, können wir nicht einfach die Wissenschaft befragen? Auch sie ist tatsächlich mit im Spiel, wie die zeitweilige mediale Omnipräsenz von Christian Drosten während der Pandemie eindrucksvoll zeigte. Zudem hat seit etlichen Jahren die Phrase einer evidenzbasierten Politik Konjunktur, die der Wissenschaft den schwarzen Peter zuspielt.
https://strafrecht-online.org/nl-2018-03-16 [S. 3]
https://strafrecht-online.org/nl-2021-12-17 [S. 3]
Andreas Bernard blickt noch ein wenig weiter geradezu mit Wehmut zurück, als sich von ihm so bezeichnete „Schriftsteller- und Denkerexistenzen“ wie Hans Magnus Enzensberger oder Hannah Arendt in den politischen Diskurs einschalteten.
Aber diese Zeiten sind vorbei, die Welt verlangt nach fachspezifischem Expert:innenwissen, wie weit diese Haubitze oder deren Munition oder was auch immer nun fliegt. Mit den Wissenschaftler:innen wiederum ist es bisweilen ein zähes Unterfangen, sie kommen einfach nicht auf den Punkt, relativieren, verhaspeln sich und sehen verhuscht aus.
Dann doch lieber Dr. Claudia Major von der Stiftung Wissenschaft und Politik sowie dem Deutschen Institut für Internationale Politik und Sicherheit. Eines ist mal klar: Der Taurus muss geliefert werden, und zwar heute.
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