Vortragsreihe TACHELES

Die Jugend wird braver – langfristige Trends der Jugendkriminalität

Referent

Prof. Dr. Dietrich Oberwittler

Veranstaltungsbeschreibung

Entgegen ewiger Sorgen über eine Verrohung der Jugend ist die messbare Jugendkriminalität in den letzten 20 bis 30 Jahren in vielen Industrieländern deutlich gesunken. Dies zeigen internationale Zeitreihendaten der offiziell registrierten Jugendkriminalität und der selbstberichteten Delinquenz aus Dunkelfeldbefragungen. Die Jugendlichen sind heute friedlicher und braver als noch vor einer Generation. Ungefähr 2015 könnte dieser rückläufige Trend allerdings an sein Ende gekommen sein.

Neue Analysen zeigen, dass ein maßgeblicher Faktor für den Rückgang ein verändertes Freizeithalten von Jugendlichen ist – sie gehen weniger aus und trinken weniger Alkohol, und sind häufiger im Cyberspace. Dies stellt einige ‚klassische‘ Erklärungsansätze in Frage, die vorrangig soziale Probleme und Benachteiligungen als Ursachen von Jugendkriminalität sehen. Im Vortrag werden die empirischen Grundlagen und theoretischen Implikationen dieser Entwicklung diskutiert.

Zur Person: Nach dem Stu­di­um der So­zi­al­wis­sen­schaf­ten und Ge­schich­te an den Uni­ver­si­tä­ten Müns­ter und Bonn und dem Uni­ver­si­ty Col­le­ge Lon­don pro­mo­vier­te Diet­rich Ober­witt­ler an der Uni­ver­si­tät Trier mit ei­ner Ar­beit über die Ent­wick­lung der Ju­gend­kri­mi­nal­po­li­tik in Deutsch­land und Eng­land zwi­schen 1850 und 1920. 2006 ha­bi­li­tier­te er sich im Fach So­zio­lo­gie an der Uni­ver­si­tät Bie­le­feld. 2008 wur­de er zum For­schungs­grup­pen­lei­ter (W2) am Max-Planck-In­sti­tut ernennt, 2015 zum au­ßer­plan­mä­ßi­gen Pro­fes­sor am In­sti­tut für So­zio­lo­gie an der Uni­ver­si­tät Frei­burg. Seit 2019 lei­tet er am Max-Planck-In­si­tut die un­ab­hän­gi­ge For­schungs­grup­pe Space, Con­texts, and Cri­me. Seine For­schungs­schwer­punk­te umfassen so­zi­al­räum­li­che Kon­tex­te der Kri­mi­na­li­tät, Ju­gend­de­lin­quenz, Po­li­zei-, Ge­walt- und Op­fer­for­schung, ferner in­ter­na­tio­na­le Ver­glei­che und quan­ti­ta­ti­ve Me­tho­den.

Donnerstag, 15.01.2026, 19:15 Uhr, Hörsaal 1098 (KG I, Uni Freiburg)