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Vortragsreihe TACHELES
„Internet = Grundrechtsfreier Raum? Technische Möglichkeiten und fehlende rechtliche Antworten.“
Referent
Veranstaltungsbeschreibung
17. Dezember 2013, 20 Uhr s.t., Kollegiengebäude I – Raum 1098
Mit der Bildungspolitik und ihrer konkreten Umsetzung an den Hochschulen war ein Bereich angesprochen, der für gesellschaftliche Teilhabe, für demokratische Willensbildung und für das Einfordern von Rechten essenziell ist.
Geladen war der Prorektor für Lehre der Universität Freiburg, Professor Schanz. In seinem Vortrag stellte er die Ziele von Bologna und die Schwierigkeiten, sie zu erreichen, vor und ging abwägend auf einzelne Kritikpunkte ein. Der Gesamttenor war, dass es zwar Probleme gebe, die Chancen aber klar im Vordergrund stünden.
Er verwahrte er sich nachdrücklich gegen den Vorwurf, die Universität werde ökonomisiert, und versuchte Detailkritik an universitären Umgestaltungsvorhaben dadurch abzuschwächen, dass er sehr stark zwischen dem Bologna-Prozess, dem Bologna-Reformprozess und einer allgemeinen Hochschulreformpolitik differenzierte, um so die mit dem Begriff „Bologna“ verbundenen Änderungen etwas aus der Schusslinie zu bringen. Ein Schwerpunkt seiner Argumentation war, dass die Gegner von Bologna aus Ängsten und Befürchtungen heraus agierten, die harten empirischen Fakten jedoch anders aussähen. Zum Beweis führte er vor allem Studien zur Zufriedenheit der Bachelor- und Masterstudierenden an, die das Bild eines zumeist glücklichen Akademikers zeichneten.
Fast schon naturgemäß sahen das die anwesenden Studierenden anders. Obwohl in überschaubarer Zahl von nur etwa 25 Personen erschienen, sorgten sie dafür, dass die sich dem Vortrag anschließende Diskussion sehr lebhaft wurde. Der Prorektor musste sich anhören, dass er in einer Käseglocke argumentiere, den Studierenden nicht zuhören würde, studentische Partizipation verhindere und sich gegen die von der Politik oktroyierten Sparzwänge nicht hinreichend auflehne. Zudem wurde kritisiert, dass die Bachelor- und Masterstudiengänge den Universitäten und damit den Studierenden alternativlos übergestülpt worden seien. Der sonst so beschworene Wettbewerb mit anderen Studienabschlüssen werde nicht zugelassen.
Als Quintessenz des Abends kann man wohl festhalten, dass auch in den Reformen rund um den Bologna-Prozess Gutes steckt. Dieses Gute fällt jedoch teilweise einer rigiden Umsetzung zum Opfer, die Alternativen oft zu wenig Platz einräumt. Wenn Umfragen zeigen, dass viele Studierende mit den neuen Studiengängen zufrieden sind, mag das durchaus ein positives Zeichen sein. Dennoch ist Zufriedenheit kein Indikator für Güte. Der Prozess der Umgestaltung ist noch lange nicht abgeschlossen und wird es vermutlich auch nie sein.