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Vortragsreihe TACHELES
Arbeitswelt 4.0 – Was kommt da auf uns zu?
Referent
Veranstaltungsbeschreibung
7. November 2017, 20 Uhr c.t., Kollegiengebäude I – Raum 1098
In der Kombination von technischem Wandel und marktliberalem Dogma verändern sich Alltag, Arbeitsleben und die Rahmenbedingungen unserer Gesellschaft mit atemberaubender Geschwindigkeit. Das US-amerikanische IT-Oligopol hat sich den disruptiven Wandel auf die Fahnen geschrieben. Während wir im alten Europa noch rätseln, was damit gemeint sein könnte, stecken wir bereits mitten drin. Schauen wir uns um: Digital Natives blicken durchschnittlich 100 Mal am Tag auf ihr Smartphone, die Hälfte der deutschen Facebook-Gemeinde nutzt das Produkt als ausschließliche Nachrichtenquelle, wir suchen nicht mehr im Internet – wir googeln. Die Gründe liegen auf der Hand: Das Angebot ist vielfältig, personalisiert und in großen Teilen kostenlos. Dass wir mit unseren Daten zahlen, darüber sehen wir großzügig hinweg.
Arbeitnehmer.innen reiben sich die Augen angesichts einer Software-Unterstützung, die schon weiß, was sie tun sollen, bevor sie selbst ihre Unterlagen geordnet und den ersten Kaffee getrunken haben. Sollte ihnen die Verdichtung ihrer Arbeit und allgegenwärtige Leistungs- und Verhaltenskontrolle nicht gefallen, halten sie trotzdem still. Mit guten Gründen: Die Prozesse in Verwaltung, Fertigung, Vertrieb und Dienstleistung sind sehr weit computerisiert, zumindest in großen Unternehmen. Arbeitsteilige Industriegesellschaften ermöglichen ein Aufteilen von Tätigkeiten in immer kleinere Häppchen, die Crowdworker für meist erbärmliche Bezahlung abwickeln können. Arbeitnehmer.innen wissen also, dass sie ersetzbar sind. Ein Normalarbeitsverhältnis wird Wunschtraum. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales spricht in seinem „gruenbuch-arbeiten-vier-null“ schon von einem „Neuen Normalarbeitsverhältnis“.
Welche Technik steckt hinter diesem Wandel, hinter Big Data, KI, CPS, IoT...? Wie sicher ist sie? Kann sie sozial und ökologisch verantwortungsvoll gestaltet werden? Verträgt sie sich mit informationeller Selbstbestimmung –, oder bildet sie nur die Voraussetzung für die marktkonforme Demokratie, die sich unsere Funktionseliten wünschen? Diesem Bündel von Fragen geht die Referentin nach und gibt Antworten.
Zur Person: Dagmar Boedicker lebt in München. Sie ist im Beirat des Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung, FIfF e.V., und Redakteurin der einzigen deutschen Zeitschrift, die sich ausschließlich dem Zusammenhang von Informatik und Gesellschaft widmet, der FIfF-Kommunikation. Seit über 30 Jahren begleitet sie kritisch den Wandel durch Internet und Computerisierung mit Fachartikeln, Studien- und Buchbeiträgen. Im Dezember 2016 ist das Heft „Zukunft der Arbeit – Arbeit der Zukunft: Wer steuert wen?“ der FIfF-Kommunikation erschienen.