Schulterschluss statt Ellenbogen

Aus dem Studienvorschlagsbudget 2024

A. Wo liegt das Problem?

Die kürzlich veröffentlichte bundesweite Studie iur.reform mit über 11.800 Befragten hat deutlich gemacht: Das Jurastudium in Deutschland steht vor großen Herausforderungen. Besonders auffällig sind die weit verbreitete mentale Belastung unter Studierenden sowie ein intensiver Konkurrenzdruck. Die Prüfungsstruktur fördert häufig eine Wettbewerbskultur, die Studierende zu isolierten Einzelkämpfer:innen werden lässt – obwohl im späteren Berufsleben in Kanzleien, Gerichten oder der Wissenschaft Teamfähigkeit gefragt ist.

B. Welche Rolle spielt "Schulterschluss statt Ellenbogen" dabei?

Eine grundlegende Reform des Jurastudiums lässt sich innerhalb eines begrenzten Projektzeitraums nicht umsetzen. Ziel unseres Projekts war es daher, gezielt Rahmenbedingungen zu stärken, die Zusammenarbeit unter Studierenden fördern – auch und gerade im digitalen Raum. Kooperative Lernformen können nicht nur die Studienleistung unterstützen, sondern auch den Studienalltag sozialer und weniger belastend gestalten.

Gleichzeitig ist die Belastung im Jurastudium hoch. Studierende haben zu Recht hohe Erwartungen an digitale und kollaborative Angebote. Diese dürfen nicht zusätzlich belasten. Unser Ziel war es deshalb, herauszufinden, welche digitalen Angebote Studierenden wirklich weiterhelfen und wie diese ohne großen Mehraufwand in den Studienalltag eingebunden werden können.

C. Was genau ist passiert?

Das Projekt gliederte sich in mehrere aufeinander aufbauende Schritte, aus denen konkrete, praxisorientierte Ergebnisse hervorgegangen sind.

Den Anfang machten Gruppeninterviews mit Jurastudierenden, in denen wir Einblicke in ihre Erfahrungen mit Konkurrenzdruck, Zusammenarbeit und psychischer Belastung gewinnen konnten. Die Ergebnisse dieser Gespräche wurden in einer kompakten Zusammenfassung aufbereitet.

Darauf aufbauend wurde eine bundesweite Online-Umfrage mit 1.694 Teilnehmenden durchgeführt. Ziel war es, die Zusammenhänge zwischen Belastung, kollaborativem Verhalten und institutionellen Rahmenbedingungen systematisch zu erfassen.

Ein zentrales Ergebnis daraus: Viele Herausforderungen sind nicht lokal begrenzt, sondern betreffen Jurafakultäten bundesweit. Um diese Erkenntnisse für Hochschulen und Fachschaften zugänglich zu machen, haben wir eine interaktive Web-App entwickelt. Sie erlaubt es, die eigenen Ergebnisse im Vergleich zu anderen Universitäten und dem Bundesdurchschnitt zu betrachten – verbunden mit einem Aufruf zur stärkeren Vernetzung zwischen den Standorten.

Lerngruppen sind oft die einzige kollaborative Konstante im Jurastudium. Bereits in den Gruppeninterviews zeigte sich jedoch, dass Studierende bei der Suche kaum unterstützt werden (ein Trend, der sich auch bundesweit zeigte). Die Freiburger Studierenden wurden daher nach ihren Wünschen für eine digitale Lerngruppenbörse befragt (zum Ergebnisbericht).

Zudem erhielten alle interessierten Teilnehmenden der Umfrage einen individualisierten Feedbackbericht, in dem sie ihre persönlichen Antworten im Vergleich zu aggregierten Daten einsehen konnten (Beispielbericht mit fiktiven Daten).

Abschließend arbeiten wir aktuell an einer wissenschaftlichen Publikation, die zentrale Ergebnisse des Projekts zusammenführt und in den breiteren Kontext juristischer Hochschullehre einordnet.