27.08.2020


Lief doch alles wunderbar – eine Streitschrift

Zeit für Schulterklopfen: Mit dem digitalen Sommersemester lief doch alles wunderbar. In der Schule mag es ein paar Engpässe mit der digitalen Technik gegeben haben, aber die Universitäten und insbesondere Freiburg sind ja eh ein Hort der sozial und ökonomisch Privilegierten, da hat das mit ein paar Finanzspritzen von Papa und Mama schon geklappt.

Nicht sonderlich diskutiert werden die folgenden Statements der Studierenden zum so gewinnbringenden digitalen Semester, die wir aber gleichwohl einmal in die Debatte werfen wollen.

„Besonders gefallen haben mir die so elegant umschriebenen „asynchronen Formate“. Endlich einmal besteht die Möglichkeit, sich im Sommer die Zeit sinnvoll einzuteilen. Am Morgen ist es am Baggersee einfach am schönsten und ganz im Sinne des Abstandsgebots. Nur eine Bitte: Nicht die Aufzeichnungen nach ein paar Wochen wieder offline nehmen. Der Sommer ist verdammt lang. Im Moment komm ich leider noch nicht dazu.“

„Vielen Dank für die vielen Zusatzmaterialien, die uns zur Verfügung gestellt wurden. Schauen wir uns bei Gelegenheit mal an.“

„Auch das spätere Berufsleben soll doch viele verschiedene Anforderungen an uns stellen. Daher halten wir es für ein gutes Training, die Vorlesung am Rande zu verfolgen und gleichzeitig den Abwasch zu machen (sogar hierfür haben wir jetzt mal Zeit), das Hochbeet auf dem Balkon zu pflegen und sich mit Freunden auszutauschen. Noch besser geht dies mit Podcasts.“

„Das Schöne: Endlich einmal hat das Versteckspiel bei Fragen im Hörsaal ein Ende. Immer auf das Pult oder das Smartphone auf dem Schoß zu starren, schadet dem Nacken. Leider verbieten es technische Engpässe, Kamera und Mikro bei den Zoom-Sitzungen einzuschalten. Wir hätten uns natürlich gerne beteiligt.“

„Die Welt wird hektisch, wie wichtig ist es in dieser Zeit, Informationen zu verdichten und zu kanalisieren. Nunmehr besteht die Möglichkeit, Vorlesung und Übung wie ein Trüffelschwein im Schnelldurchlauf nach Klausurrelevantem zu durchforsten. Den Rest kann man sich regelmäßig schenken, die lähmenden Pausen nach Fragen überspringen.“

„Welche Anwältin löst Fälle schon aus dem Kopf: Wir schätzen diese eKlausuren daher besonders, das notwendige und etwas sperrig zu lernende Rüstzeug ist zur Hand. Für Fragen steht mir mein Team zur Verfügung, das checken die verstaubten Professoren eh nicht. Natürlich scannen wir die Klausur in drei Minuten ein, es gibt Schwierigeres im Leben. Danke daher für die extra Stunde, die den „technischen Herausforderungen“ vorbehalten sein soll. Und wenn dann ärgerlicherweise doch mal eine Präsenzklausur geschrieben wird, ist endlich mal Platz und Ruhe.“

„Keine Ahnung, woran es liegt: Die Noten fielen sogar besser aus. Wir sind halt in dieser schweren Zeit schlauer geworden. Nun ja, oder es gab ein paar Boni. Egal, nehmen wir gerne mit.“

https://strafrecht-online.org/spon-noten

„Immer weiter so, läuft. Und keine Sorge um unsere angeblich gefährdeten sozialen Kontakte. Das haben wir schon im Griff. Wir haben ja Zeit. Ich bin richtig braun geworden. Danke noch mal.“

https://www.faz.net/-in9-a1754